Handweber Herman Kühebacher

In einem kleinen Tal in Südtirol arbeitet einer, der dem schnellen Tempo unserer Zeit auf ganz eigene Weise trotzt: Herman Kühebacher ist Handweber, Musiker und echter Bewahrer von textilem Wissen. Er zählt heute zu den wenigen, die die traditionelle Schaftweberei noch mit Hingabe und Können praktizieren – ganz ohne industrielle Hilfsmittel, ganz im Rhythmus der Hand.

Herman verarbeitet fast ausschließlich naturbelassene Fasern aus Wolle und Leinen. Seine Materialien sind unbehandelt, werden nicht chemisch ausgerüstet und teilweise direkt von bäuerlichen Kleingenossenschaften bezogen – auch wenn sie, wie Seide oder Edelwollen, nicht aus der Region stammen. So bleibt der Weg transparent und fair – und der Lohn bei jenen, die die Fasern herstellen.

Jeder einzelne Arbeitsschritt – vom Spannen des Kettfadens über das Weben bis zum Walken in der alten Stampfwalke– erfolgt in reiner Handarbeit. Das ist selten geworden. Und aufwendig. Das Aufziehen der Kette für einen 60 m langen Stoff braucht etwa einen Monat. Danach wird gewebt, Schuss für Schuss – so entstehen Meterware, Wolldecken, Tischwäsche, Schals, Hand- und Badetücher, Teppiche und vieles mehr. Jedes Stück ist ein Unikat. Und jedes Stück erzählt von echter Zeit, Sorgfalt und der stillen Schönheit natürlicher Materialien.

Auch bei der Färbung vertraut Herman auf Pflanzenfarben und Erfahrung. Das Ergebnis: Textilien, die nicht nur äußerlich wirken, sondern etwas spürbar Ehrliches in sich tragen. Sie sind langlebig, haptisch sinnlich und voller Charakter.

Und als wäre das nicht schon genug, ist Herman auch als Musiker unterwegs: Mit Dudelsack, Flöte und Stimme ist er Gründungsmitglied der bekannten Südtiroler Folkgruppe Titlá – und trägt auch dort das weiter, was ihn ausmacht: Tradition mit Leben füllen.